Der Venursberg – die Buchbesprechung

Wolfgang Mööhrig (Hrsg.): Der Venusberg Erotische Sagemn von Jacob und Wilhelm Grimm, Philipp von Steinau und Ludwig Bechstein; Manesse Verlag Zürich 1996; 80 Seiten; ISBN: 3-7175-8271-0

Die Brüder Grimm sind uns Nachfahren als frühe Germanisten in Erinnerung geblieben: Sie sammelte und veröffentlichten deutsche Sagen und Märchen. Philipp von Steinau ist das Pseudonym des heute fast völlig unbekannten Ferdinand Grimm; wie Bechstein auch veröffentlichte er im 19. Jahrhundert Bücher, in denen Sagen und Märchen zusammengetragen wurden.

Das Nachwort stellt sie und ihre Arbeit kurz vor und ordnet sie kulturgeschichtlich und literarisch ein.

Das vorliegende Buch ist eine Anthologie; dementsprechend stehen die Texte im Vordergrund. Sehr, sehr kurz geraten sind sie, so, als ob es sich um Zusammenfassungen von eigentlich längeren Texten handeln würde.

Literaturwissenschaftliche Analysen, etwa über die Unzulänglichkeit des Mannes, die Störung der heilen bürgerlichen Welt oder den Kontakt zur Unterwelt, sind da für den Laien etwas schwierig und muten wie an den Haaren herbeigezogen an.

„Herr Peter Dimringer von Staufenberg“. „Das Streichmaß, der Ring und der Becher“. „Schlensingens Ursprung und Name“. „Verwünschtes Schloß Dreistelz“. „Die Schlangenjungfrau im Heidenloch bei Augst“. So lauten einige der Titel.

Für heutige Lesegewohnheiten gibt es hier Kurzgeschichten (oder sollte ich besser sagen: Kürzestgeschichten?), die an Arzt- oder Adelsgeschichten erinnern. Mit Sexualität, Erotik oder gar Pornographie haben sie alle nichts zu tun, zumindest in der hier abgedruckten Form. Wer das sucht, wird zu anderer Literatur greifen müssen. Hier wird Kitsch mit gutem Ausgang geboten. Als Leser erwartet man mehr, mehr Umfang, mehr Erotik, tieferen Inhalt.

Über andreasruedig

Ich bin 48 Jahre alt, wohne in Duisburg und bin Journalist und Schriftsteller von Beruf.
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