Lack und Leder

Fachkräfte für Lederverarbeitung stellen beispielsweise Schuhoberteile, Geldbörsen, Koffer, Gürtel, Sitzbezüge für Kraftfahrzeuge oder Taschen aus Leder her. Dazu vernähen, verschweißen oder kleben sie zugeschnittene bzw. ausgestanzte Lederteile.

Da nicht alle Oberlederteile mit der gleichen Materialstärke verarbeitet werden, wird beispielsweise dickes Rindslder mit Hilfe einer Spaltmaschine in mehrere Schichten zerlegt. Soll das Tragekomfort eines Schuhe verbessert werden, so wird dünneres Leder im Innern des Schuhs verwendet.

Die Fachkräfte für Lederverarbeitung schärfen auch das Leder – die Lederkanten werden an einer Maschine mit verschiedenen Schärfschnitten zugerichtet. Damit das Leder besser in Form bleibt, wird es mit Baumwollgewebe beklebt. Außerdem fügen die Fachkräfte Einzelteile zusammen, beispielsweise an stark belasteten Oberlederteilen mit einer zusätzlichen Naht.

Entweder
nutzt man Leder
oder nicht
dann ist die Kleidung schlicht
Ißt du gerne Pflanzen,
trägst du keinen Ranzen
die Häute von Rinder´
sind nichts für Kinder
ohne Naht für die Lederhose
trägt sie sich ganz lose
und Lederschuhe
gehören nicht in die Truhe.
Warum ich Fachkraft für Lederverarbeitung geworden bin, fragen Sie? Ja? Wollen Sie es wirklich wissen? Ja? Gut. Die Antworten sind so kurz wie bündig.
Der erste Grund: Ich stamme aus Krefeld-Uerdingen. Und Krefeld ist bekanntlich die Stadt von Samt und Eide. Was ist da näherliegender, als sich mit Textilien zu beschäftigen, sie zu entwerfen und herzustellen?
Der zweite Grund: Mein Vater ist Lederfetischist. Wenn er nach Oppum in seinen obskuren Club fährt und seine erotischen Phantasien auslebt, soll er doch wenigstens hübsch aussehen, nicht wahr? Eine abgewetzte Lederhose mag ja noch fest aussehen. Ein Oberteil mit Löchern oder eine zerfledderte Kopfbedeckung sind aber häßlich und unansehnlich.
Die Ausbildung war schnell mit einem Prädikatsexamen bestanden, die erforderlichen Materialien für einen Laden schnell besorgt.
Laß mich doch mal deinen Fummel sehen.
Der Wunsch meines Vaters war mir Befehl. Doch oh´ wehe! Kaum hatte mein Papa meine Kollektion zu Gesicht bekommen, war er sie mir auch schon wieder vor die Füßte.
Ich bin beschämt ob deiner Langeweile! Wie phantasielos ist das denn alles.
Der Schock saß tief im ersten Augenblick angesichts seines harten Urteils. Doch mein alter Herr bot mir eine Lösung an.
Komm doch mal mit zu einem Clubabend.
Alt genug war ich ja. Also entschuldigten wir Herren der Schöpfung uns bei Mama und machten uns auf den Weg nach Oppum.
Die Clubräume sind rauchgeschwängert. Gerten und Peitschen hängen dekorativ an den Wänden, die Jukebox spielt laszive Musik. Das Publikum ist schon gewöhnungsbedürftig mit seiner Lack-, Leder- und Kettenbekleidung. Das Licht ist eher dunkel und düster, die Gläser sind horrormäßig (z. B. in Form von Schädeln, Händen oder Füßen) und mit hochprozentigem Alkohol gefüllt. Ob ich hier mit meinen Kreationen wohl eine Chance habe?
Zeige meinen Kumpels doch mal deine Modeschöpfungen und Zeichnungen.
Die Anwohner berichten später, daß in diesem Augenblick ein Leuchten über die Örtlichkeit erschienen sein soll. Es stellte sich nämlich heraus, daß mein Herr Papa ein Langweiler war und seine Kollegen meine Kreationen eben doch mochten. Seitdem stehen sie bei mir Schlange und ich kann mich vor Aufträgen nicht mehr retten…

Über andreasruedig

Ich bin 48 Jahre alt, wohne in Duisburg und bin Journalist und Schriftsteller von Beruf.
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